WERNER BRANZ

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Der international bekannte österreichische Photograph Werner Branz wurde 1955 in Lustenau, Vorarlberg geboren.  Nachdem er sein Studium mit einem Masters Degree abgeschlossen hatte, arbeitete er einige Jahre lang im Ausland (USA, Fernost, Nahost und Europa) als Photograph und International Tutor für Photographie.

Ausstellungen im In- und Ausland, z.B. Cultural Foundation in Abu Dhabi, Javits Center in New York, World Trade Center in Singapore, Gallery Simple Beautiful in Sydney, Festspiel & Kongresshaus Bregenz. Mehrmalige Auftritte und Ausstellungen im Café Van Gogh in Arles, Frankreich und auf Ibiza.

An internationalen Auszeichnungen erhielt Branz u.a. mehrfach den European Colorart Gold Master und Kodak Gold Award, Hasselblad open sowie Spider Award Los Angeles – Photographer of the Year 2005,  2006, 2009 und Masterscup Los Angeles Photographer of the Year 2008.

 

Commendatore Himi Burmeister

(Überschrift)

Lichtbild-Künstler Branz, zwei Tage neben ihm, neben einem so Unfassbaren.

 

 

Sind schöne Frauen verboten ?

 

Die ohne Kleider, die hingelegten Frauen, die von GIORGIONE, von TIZIAN, von

GOYA, von MANET, von MODIGILANI: Sind die den alle Rotlicht-Milieu? Oder sind sie

halt quasi perfekte Schöpfung, die Frauen und deren Bilddarstellungen? Hommage diese Bilder an die schöne, frauenschöne Frau?

 

Wobei ich ja weiß: Ein Hundetreue-Blick aus dem Gesicht eines Hundes und dann ein Frauendekolleté, Frauenbeine über Stöckelschuhen sind totalste Meisterleistung Gottes bei der Schöpfung.

 

Lindau Chagall-Vernissage und BRANZ

 

Ich geriet an diesen nie fassbaren „Maler“ BRANZ, der mittels Kamera malt; mittels

Photographier-Maschine anguckbare Poesie zaubert. Es war so. Ich geriet in die Chagall-Vernissage Lindau. So etwas Feines vom Feinsten, alles war da, reinster FELINI-Film. Lindauer Seebrücke voller blauer, Chagallblauer CHAGALL-Fahnen statt üblicher von Nationen, Frankreich, Dänemark, Finnland und so. Und noch: Blauer Teppich, glühbirnenilluminiert,

quer durch die Stadt. Und darüber wuselte ein Gala-Publikum wie für Pausen in den Operfoyers schön gemacht. Zum allerersten Mal geriet ich dabei ganz nah an BRANZ.

Und der?

So etwas hat man noch nie gesehen. Sprang er, BRANZ, auf seine Pirsch nach Schönheit,

sofort zu den allerschönsten Schönen hin. Total ungeniert – er kannte sie zuvor gar nicht –

zupfte er an ihren Frisuren herum. Hielt ihnen die Haare mehr nach hinten oder an die Seite.

Begutachtete Lippenstift-Farbauswahl gnadenlos. Lidstrichverläufe über den Augen …

Hätte ich mich niemals getraut so etwa zu tun. BRANZ tat gerade so, als sei er Impressario einer Girls-Truppe, die vor dem Laufsteg laufen noch einmal den letzten Outfit-Schliff erhalten sollten.

 

Klar, bei solch einem Anmacher geriet ich selber in Verlegenheit, zugleich auch mittenhin zu schönen Frauen aus Ravensburg oder Kressbronn und durfte – neben BRANZ – vor ihnen stehen. Und mir nicht begreifbar so etwas: die schönen wendeten sich kein bißchen weg von solch einen professionellen Mannequin-Fachmann, als habe er mit Schürzenjägerei nichts zu tun. Es gefiel ihnen, mit hohen Ansprüchen an Schönheit von BRANZ gemessen zu werden.

 

Die Ex-Spinnerei

 

Nächster Tag nahm mich, den Florentiner-Bregenzer aus Venedig, BRANZ im Auto von Bregenz nach Wolfurt mit. Man kennt ja leider dieses bilderlos fies werdende Vorarlberg bei Nacht.

Häuser wie Kasernen, Schuhkartons aus Beton, Wohnanlagen, Deponien, Bau-Magazine, Zement, Zement, Zement; alles „Vorarlberger Bauschule“, die heimelige Wohnlichkeit diktiert und in Innenräumen – hygienischstes BAUHAUS pur – keine (außer Großbild-Fernseh Mattscheibe), aber auch keine Bilder vorsieht.

 

Angekommen an Zielort. BRANZ bremst vor einer Ex-Spinnerei. 19tes Jahrhundert.

Herrenhaus kombiniert mit einer Art Gußeisen-Hallenkirche auf Gußeisensäulen innen.

Die Hauptfront im V-Haft aufleuchtenden Automobil-Scheinwerferlicht angeschienen

ist signiert mit Autogramm:

 

„WERNER BRANZ PHOTOGRAPHIE“.

 

Durch einen Bühneneingang, wie wenn man in Stuttgart zu Ballettdirektor JOHN CRANKO

oder zur MARCIA HAYDÈE Primaballerina schlüpft, schlüpft man ins Interieur der nicht

ungespenstig wirkende Spinnerei-Fabrik. Und, man ist auf so etwas total unvorbereitet:

wird von Fluten von Bildern, photographischen gigantischen Aufnahmen, von Gestellen, Stellwänden, Alkoven, Laufstegen, Separées, Boudoirs, hinterhältigen Intim-Nischen für Techtelmechtel überflutet. Ich kriegte den Mund nicht mehr zu. Jeden Moment erwartet man Odelisken in den Gängen.

 

Ein Vorarlberger Hollywood. Was heißt hier noch „Ex-Spinnerei“? Das ist römische Filmstadt CINECITTÀ. Das ist UFA Berlin. Das ist Theaterfundus von Folies Bergères neben Place Pigalle, Paris. Wie kriegt man bei so unerwartetem Tohuwabohu von Kosmetik, Mannequinswelt, Puderrauch, schwelender Lippenstiftröte, Frauenbüsten aus Glas, Kerzenlichthelligkeit aber elektrisch hervorgebracht: den Mund zu?

 

Taumeln diese die schwarze Nacht fernhaltenden Glasfenster-Wände der Spinnerei Fabrik oder ich selber zwischen Großphotographien, die auf Leinwänden durch die Fabrikhalle segeln?   Ex-Spinnerei? Dieser Fabrik ist eine Fabrikation von Frauenkult, Huldigung an die Schönheit wie sie Frauen ja nur haben.

 

Jetzt weiß ich besser als alle dieser Preisverleihungen und Awards und Goldmedaillen, die

den Entree der Fabrik mit ihrer Menge ersticken, Zeug aus Japan, Australien, Paris, Amerika, Dubai, wie gut der BRANZ immer der Beste sei bei Foto-Olympiaden: jetzt weiß ich es besser: BRANZ ist Anbeter der Frauen-Schönheit, der der Schöpfung FRAU huldigt wie Fußballfans der Kugel Fußball. Diese Droge: Frauenformen, Frauenlinearität, Lichtweichheit der Haut, Augenperlmutt-Geschimmer, beflügelt ihn mehr als uns andere, die wir, wie LEOPOLD VON SACHER-MASOCH, Frauen lediglich anträumen statt zuzupacken.

 

BRANZ: einer, der der Frauenflüchtigkeit Bestand gibt mittels seiner photographischen Feinfühligkeit. BRANZ ein Fotoreporter des Poetischen in Fragen Frauengestalten zu gestalten. BRANZ ? Schönheitskenner, Schönheitskönner!

 

Ein Art d’ANNUNZIO der BRANZ

 

Nochmals falsche Frage: Rotlicht-Milieu? Nicht die Bohne! Überhaupt keine Ferkeleien und dabei nicht vergessen, bei all diesen Frauenschößen, irgendwie gehören ja diese Stellen aus denen wir 7 Milliarden Übervölkerungspersonen entspringen, der Schöpfung an; die wir allerdings hinter 7 Milliarden Tabus verstecken. So jemanden wie BRANZ gibt es nicht alle Tage, der enthüllen, bemänteln, verschleiern, entschleiern so gut versteht, dass die Frauen ihre Würde dabei behalten. Ihnen weggerissen wird nur das Lyrische, die lasziven Parfums aus Stunden zwischen Tag und Träumen.

 

Sie kennen d’ANNUNZIO, sein Villen-Ensemble neben, über dem Gardasee, angefüllt mit Kostbarkeiten, Schuhsammlung, Reise-Necessaires, Liebesbriefen an die halb-voralbergischer Mailänderin MARCHESA LUISA CASATI.   BRANZ ist ein Vorarlberger d’ANNUNZIO perfektioniert wie dieser in Frauenkult und Gier nach aparter Schönheit, Kenner der Parfums und der Aura der Frauen.

 

So etwas gibt es ja kaum: einen der enthüllt und verhüllt, den Frauen das Flair des Geheimnisses beläßt, obgleich er es ständig aufdeckt. Ich bin quasi neidisch darauf, wie er mir überlegen ist und nach etwas Besonderes: Die Frauen mögen es und halten still, wenn BRANZ fachmännisch Frauen stylt, Frauenlogistik handhabt. D’ANNUNZIO schrieb Oden, Elegien, halt Gedichte mit Worten. BRANZ schreibt Gedichte mit seiner poetischsten Kamera.

 

Fazit BRANZ

 

Was passiert uns anderen, anders als BRANZ, vor BRANZ Bildern? Wir sind ja alle einigermaßen erotisch geladen. Griechisch: ERAOMAI = ich sehne mich; begehre.

Vor BRANZ Bildern werden wir aufgeladen mit begehrenswerter Schönheit und er verwirrt uns ganz schön mit Schönem.   Wir werden verwirrt, aber wollen wir betonen mit BOTTICELLI-Bellezza. Mit Superpoesie der Schönsten und Leibern, deren Fleisch aus Pastelltönen besteht, von einem Sfumato aus Moschus, nicht erdenschwer; etwas Elevation spielt da mit, ein Wegwehen vom Boden. BRANZ Kunst ist nichts wie ein Ladegerät, weiß man jetzt. Augenschmaus-Luxus.

 

Fazit von all dem:

GIORGIONE, BRANZ, TIZIAN, BRANZ, GOYA, BRANZ oder MODIGLIANI, sie alle auf keinem Fall Illustratoren für Anatomie, sondern Weltverschönerung pur.

 

MONTAIGNE, Franzose von 1600:

 

„Was nützt einem Schönes, wenn man es anderen nicht

mitteilen darf.“

 

BRANZ teilt mit and läßt uns teilnehmen an seinem Planetum. Und der Planet heißt BRANZ

 

 

 

Commendatore Himi Burmeister