GABOR A. NAGY
BE STRONG. BE CALM. BE PATIENT.
Events
Freitag, 28. Juni 2013
at 19:00
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– | Vernissage |
In Gábor A. Nagys (*1972 in Ungarn) Gemälden reduziert sich der landschaftlich anmutende Bildraum zugunsten einer vordergründigen Figuration als monochrom schwarze Fläche. Dieser Verlust des Hintergrundes bezeichnet eine Ortlosigkeit der Figuration durch das Fehlen seiner narrativen Einbettung und In-Bezugsetzung mit der Welt. Die aus Buchstaben-Mosaiken generierten Motive von Nagy kommentieren somit auf sehr subtile Weise die Gesamtsituation einer orientierungslos gewordenen Zivilisation. Die oft aus Independent Musik entnommene Lyrik lassen ganz langsam das Bild des Menschen entstehen, der ins Schweben gerät und dabei wie von fremder Hand mit Chiffren programmiert erscheint. Gleichzeitig sind die Figuren formal mit ihrem Text gleichgesetzt: eine ungewöhnliche, wenngleich unscharfe Vereinigung von Signifikat und Signifikant. Seine Bilder symbolisieren auf diese Weise die Haltlosigkeit des Einzelnen und die fortwährende Suche nach Orientierung – eine Suche nach einer stets neuen Ausrichtung im endlosen Flickenteppich aus ausufernden Zeichenketten, die weder Halt noch ein zentral organisiertes Bedeutungsgeflecht bieten. Denn permanent umschwirren uns digital aufbereitete Bilder und Slogans in vagen Bedeutungszusammenhängen. Wir befinden uns in einem Strudel von kontingenten Informationen, deren Bewertung uns gänzlich überfordert. Ganz so, als seien wir selbst Teil von Gábor A. Nagys Gemälden, dessen Textpartikel letztlich wie vereinsamte, entleerte Metaphern wirken. Das hintergründige Schwarz seiner Bilder könnte einen Neuanfang, eine Neu-Ausrichtung bedeuten – aber auch das Ende einer kontinuierlich gewachsenen Kultur, die gerade dabei ist, sich selbst zu überholen.
Uwe Goldenstein