KITCHENPLASTICS VON ANKE EILERGERHARD

Anke Eilergerhard besetzt mit ihren fantastisch, absurden Silikon-Skulpturen weltweit eine einzigartige

künstlerische Position. Ihre Werke, die in zahlreichen Museen und auf internationalen Kunstmessen präsentiert

werden, springen ob ihrer waghalsigen Kompositionen und ihrer taktil- und oft farbintensiv ausgestalteten

Oberflächen sofort ins Auge. Ihre Kunst ist immer ein Publikumsmagnet und wird medial enthusiastisch

reproduziert.

Die perfekte Ausführung mit unzähligen, akribisch aneinander und übereinander gesetzten «Silikon-

Sahnehauben» verleiht den Objekten eine hochgradig assoziative Oberfläche.

Die puristisch barocken Plastiken scheinen der Schwerkraft zu trotzen und lassen den Betrachter irdische

Fragestellungen, zumindest für den Moment, vergessen. Getreu dem Motto der Künstlerin:

Eine Torte mit Sahnehaube ist ein Stück Himmel auf Erden.

Seit mehr als 25 Jahren nimmt das Motiv TORTE im künstlerischen Werk von Anke Eilergerhard einen

prominenten Platz ein. Seit 2004 fokussiert sie die plastische Form der Sahnehaube und setzt sie mit ihrer

außergewöhnlichen Technik in Szene.

Silikon, das bei Heimwerkern und Schönheitschirurgen gleichermaßen beliebt ist, um Makel im Erscheinungsbild

zu korrigieren ist in diesem Kontext für die Künstlerin neben seiner Materialbeschaffenheit auch semantisch der

perfekte Kunstwerkstoff. Denn ihr Thema ist Schönheit und alles was mit diesem höchst fragilen Phänomen

assoziiert wird – Begierde, Liebe, Luxus, Übermaß, Verfall, Lust, Maßlosigkeit und Täuschung.

KITCHENPLASTICS ist übrigens eine eigene Wortkreation der Künstlerin, abgeleitet vom Ursprung ihrer

verwendeten Objekte, die Küche, und der künstlerischen Technik, dem sogenannten Plastizieren mit Silikon

 

VLADA HAUSER

Kontraste

Vlada Hauser präsentiert in ihrer Serie Kontraste eine sehr feinfühlige Malerei, die von sinnlichen Wesen erzählt. Die an große Holzschnitte erinnernden Bilder inszenieren den dramatischsten aller Kontraste: Schwarz-Weiß. Weiß sind die makellosen Frauenakte, die durch den dunklen Hintergrund effektvoll ins Licht gerückt werden. So erscheinen sie noch nackter, schutzloser, verletzbarer. Das Schwarz dahinter und drum herum ist ein abstrakter, geheimnisvoller Raum. Er wird zur Projektionsfläche für Ängste, Bedrohungen und dunkle Geheimnisse. In einem Bild nimmt das Schwarz sogar Gestalt an, wird zu einer unverkennbar männlichen Silhouette, die wie einst der unheilvolle Erlkönig Hand anlegen will.

Diese Hand lässt deutlich an Egon Schiele denken. Die Künstlerin selbst benennt die Meister des Wiener Jugendstils als Vorbilder. Auch ein Henri Matisse ließe sich anführen. Vlada Hausers Betonung der Linien ist typisch für die Kunst um 1900, die selbst von japanischen Holzschnitten beeinflusst wurde. Hier wie da dominiert eine zweidimensionale Komposition, die die Linie zu ornamentalen Konturen figuriert, die in den erotischen Rundungen des weiblichen Körpers lebendig werden.

Auch den Gesichtern fehlt jede plastische Schraffur oder Binnenzeichnung, so dass sie stilisiert erscheinen. Das schafft eine Unnahbarkeit. Oft fehlen ihnen Teile des Gesichts, so dass deutlich wird, dass die Künstlerin keine realistischen Porträts malt. Ihre sinnlichen Wesen sind vielmehr Sinnbilder der menschlichen Sinne, die mit Augen, Ohren, Nase, Mund und einer durch scharfe Konturen zur Außenwelt sensibilisierten Haut, eine sehr kontrastreiche Welt erfahren.

BODO KORSIG

Mein Hauptthema ist seit etwa zehn Jahren das Modell des menschlichen Verhaltens unter extremen Bedingungen wie Angst, Gewalt, Druck oder Tod. Dabei provoziert mich insbesondere der künstlerische Konflikt jener neurologischen und kognitiven Prozesse, die im Menschen stattfinden und die rein wissenschaftlich nur schwer zu erfassen sind. Hier, an der Schnittstelle von biologischer Entschlossenheit und menschlichem Bewusstsein, möchte ich durch meine Kunst eine neue Wahrnehmung dieser Prozesse provozieren. Sei es durch die abstrahierte bildliche Sprache des Biologischen (bis hin zur metaphysischen Symbolik) oder durch die Form der Kristallisation der neuen Semantik des gesprochenen Wortes (neue Sprache / Sprüche als Ausdruck menschlichen Bewusstseins). Und oft weit über den Rahmen beider Themengruppen hinaus – sowohl in ihrer Kohärenz als auch in ihrem Antagonismus.