LEO FERDINANDO DEMETZ
Wir freuen uns, Ihnen einen jungen Künstler aus dem Südtirol vorstellen zu dürfen, der die alte Handwerkskunst des Holzschnitzens erlernt hat und damit höchst spannende moderne Themen aufgreift. Lassen Sie sich überraschen.
ALTERATIONI – VERÄNDERUNGEN
Events
Dienstag, 11. November 2014
at 19:00
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– | Vernissage |
Samstag, 22. November 2014
at 19:00
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– | Finisage |
Geschichten von gewöhnlicher heldenhafter Menschlichkeit
Ein überaus menschlicher Christus, so menschlich, dass er fast nicht wiedererkennbar ist, überragt uns an seinem groben Holzkreuz.
Seine Haut ist ohne Spannung, das Fleisch seines Körpers besiegt, die Arme erscheinen trotz der Haltung ausgehöhlt, erschlafft – und doch voll überraschender subtiler Bedeutungen und Wendungen. Der Christus von Leo Ferdinando Demetz zeigt sich uns von einer Sünde entstellt – und hier kommt die fulminante Modernität des Künstlers zum Ausdruck – die sich in Verfall und Selbstaufgabe konkretisiert. Die würdevolle Erhabenheit wird durch eine neue Interpretation ersetzt, in der das Sterben für die Sünden der Menschen sich in ein Sterben auch für die Schwächen und das Elend dieser Menschen verwandelt.
Trotzdem gelingt es Demetz, uns all dies zu erzählen, ohne an Ausgeglichenheit zu verlieren, die von einer gewissen Leichtigkeit und beständiger, grundsätzlicher Schönheit herrührt. Der Meister der Holzkunst, der in das Figürliche verliebt ist, hat beschlossen, diese neue Einzelausstellung um seinen Christus herum aufzubauen und dabei wie gewohnt eine Galerie von Porträts voller Anmut und mitreißender Geschichten geschaffen.
Diese leichten Figuren aus Linden-, Kastanien- oder Zirbelholz sind mit beeindruckender fachlicher Kenntnis in Holz gehauen, sodass sie die Konsistenz der Haut und die Details eines Gesichtsausdrucks perfekt wiedergeben. Sie scheinen sich nur schwer von den Wänden abzusetzen oder so als ob sie dank magischer Alchemie dem Innersten des Baumstammes entsprängen. Es handelt sich um Helden mit vage epischem Charakter, um Krieger, deren imponentes Gehörn sie zu unerschrockenen Feldherren macht, um Engel voll leuchtender Schönheit. Letzteren wachsen junge Flügel aus der Brust, die von ihrer Wiedergeburt mit erneuertem Herzen und intaktem Geist zeugen. Aber es sind auch Männer und Frauen, die verloren sind in ihrem tristen Alltag, resignierte Eheleute, gedemütigte Alte, Gefängnisinsaßen, verschlossen in ihrer stillen Wut, Menschen, die erdrückt werden vom Leben – dargestellt mit einer Presse, die ihren Kopf zu zermalmen droht. Dann wieder junge Leute, die in der Natur und deren grünen Wurzeln den Sinn ihrer Existenz und ihres Fortbestehens sehen, die Erlösung für eine lebbare Zukunft.
Alessandra Redaelli