Im Unterschied zu den Naturalisten, die bloß fixieren, was ihnen vor die Linse kommt, nutzt Pirrwitz das, was ihm begegnet, zum Arrangieren. Er deutet es um, verknüpft es mit sich selbst als Autor und lädt es mit neuen Bedeutungen auf. Sein Prinzip ist das des „Refraiming“, um mal einen Begriff des neurolinguistischen Programmierens zu verwenden. Alles, was wir wahrnehmen, nehmen wir in einem Bezugsrahmen, einem Wahrnehmungsrahmen wahr. Durch Umdeutung wird einer Situation oder einem Geschehen eine andere Bedeutung oder ein anderer Sinn zugewiesen. Auf welch subtile und vielfältig ästhetische Weise man hier vorgehen kann, zeigt uns Andrej Pirrwitz auf eindrucksvolle Weise.
Etwa seit 2005 nimmt Pirrwitz bewusst Veränderungen im Raum vor, bevor er fotografiert. Er greift in die Realität ein. Der Künstler beobachtet, entdeckt, aber er fotografiert nicht, was da ist, er verzichtet auf die Bestätigung des Vorgefundenen, er reinigt, korrigiert, konzentriert, reduziert und minimalisiert.
Die Veränderung des räumlichen Bezugsrahmens erfolgt wesentlich durch Entfärbung oder, umgedreht, durch farbliche Akzentuierung. Ob sich dabei Farbe auf der Wand oder Farbe auf einem Glas vor der Wand befindet, bleibt sein Geheimnis. . .
ANDREJ PIRRWITZ
Events
Mittwoch, 04. Mai 2016
at 19:00
|
– | Vernissage |
Freitag, 03. Juni 2016
at 19:00
|
– | Finissage |
ANDREJ PIRRWITZ PHOTOGRAPHIE
SIEBEN TEMPOPHILE ETÜDEN
Mit einem Text von Klaus Honnef
Das fotografische Werk von Andrej Pirrwitz ist eine Spurensuche. Licht, Raum, Farbe, Form und Bewegung verschmelzen zu einer eigenständigen Bildrealität mit un- oder überwirklichen Zügen. Pirrwitz arbeitet nur mit natürlichem Licht und bedient sich der Langzeitbelichtung als Ausdruck des Verrinnens von Zeit. Vor karger Raumkulisse manifestieren sich Figuren, die Erscheinungen gleichen, in teils angedeuteter, teils betonter Verwischung. Damit gelingt es ihm, Spuren in ihrer Flüchtigkeit und Vergänglichkeit festzuhalten. Den Prozess des Vergehens fasst Pirrwitz in melancholisch-poetische Bilder von wunderbarer Intensität und nicht ohne leise Ironie.