Im Unterschied zu den Naturalisten, die bloß fixieren, was ihnen vor die Linse kommt, nutzt Pirrwitz das, was ihm begegnet, zum Arrangieren. Er deutet es um, verknüpft es mit sich selbst als Autor und lädt es mit neuen Bedeutungen auf. Sein Prinzip ist das des „Refraiming“, um mal einen Begriff des neurolinguistischen Programmierens zu verwenden. Alles, was wir wahrnehmen, nehmen wir in einem Bezugsrahmen, einem Wahrnehmungsrahmen wahr. Durch Umdeutung wird einer Situation oder einem Geschehen eine andere Bedeutung oder ein anderer Sinn zugewiesen. Auf welch subtile und vielfältig ästhetische Weise man hier vorgehen kann, zeigt uns Andrej Pirrwitz auf eindrucksvolle Weise.
Etwa seit 2005 nimmt Pirrwitz bewusst Veränderungen im Raum vor, bevor er fotografiert. Er greift in die Realität ein. Der Künstler beobachtet, entdeckt, aber er fotografiert nicht, was da ist, er verzichtet auf die Bestätigung des Vorgefundenen, er reinigt, korrigiert, konzentriert, reduziert und minimalisiert.
Die Veränderung des räumlichen Bezugsrahmens erfolgt wesentlich durch Entfärbung oder, umgedreht, durch farbliche Akzentuierung. Ob sich dabei Farbe auf der Wand oder Farbe auf einem Glas vor der Wand befindet, bleibt sein Geheimnis. . .