Previedinner

Die Torte, die Anke Eilergerhard in immer neuen Variationen serviert, wird in erster Linie mit Verführung und Vergnügen assoziiert, deren Genuss – im wahrsten Sinne des Wortes – schwerwiegende Konsequenzen haben kann. Eine verbotene Frucht, wenn man so will. Als derartige Metapher ist sie fest in unserer Pop-Kultur verankert: Denke man beispielsweise an die Szene aus dem Film Matrix Reloaded (2003), in der Merowinger eine nichts ahnende blonde Schönheit mit einem Stück virulenter Sahnetorte in Ekstase versetzt, um Neo die Gesetze der Kausalität zu erklären. Auch Anke Eilergerhards monumentale, mit perfekten Sahnehauben geschmückte Figuren zapfen das Unterbewusstsein an, bevor wir uns wehren können, und fordern uns schlicht und ergreifend heraus. Allansichtig konzipiert, labil wie Seiltänzer und rücksichtslos wie Naturgewalten, entziehen sie sich jeglicher Kontrolle durch den Betrachter. Sie bedrängen ihr Gegenüber und gehen mit ihm auf Konfrontationskurs.

Dieses massive Eindringen in den Betrachterraum wird in erster Linie durch die überwältigende Sinnlichkeit dieser Plastiken bedingt. Denn sie aktivieren beim Betrachter nicht nur die visuelle, sondern auch die gustatorische und taktile Wahrnehmung und können zudem auditive sowie olfaktorische Assoziationen hervorrufen. Es erfordert einen hohen Grad an Selbstdisziplin, den anhaltenden inneren Drang zu unterdrücken, Eilergerhards Arbeiten anzufassen oder gar zu kosten. Ob der Betrachter dem von ihm abverlangten Grad an Selbstkontrolle Stand halten kann, ist allerdings mehr als fraglich.
Tanja Malycheva